Rom, es regnet. Die U-Bahnen streiken. Busse fahren auch nicht so wirklich. Nur mit einem Umweg von einer Dreiviertel Stunde schaffe ich es mit dem Zug von Tirbutina nach Termini. Eigentlich zwei Stationen direkt nebeneinander, aber Rom ist groß. Unsere Zivilisation ist schneller gewachsen, als Romulus und Remus beim Hochziehen der ersten Mauer das überblicken …
Eberbach, Odenwald. Freitag Nachmittag im Sommer.
Am nächsten Tag trifft mich das Elend mit voller Wucht. Die Obere Badstraße in Eberbach. In diesem Altstadtgässchen im hinteren Neckartal hat die Zeit aufgegeben und sich aus dem Staub gemacht. Zurück blieben Leerstand, Verfall und ausgeblichene Ladenschilder.Persönlich trifft mich das Werbeschild vom Café Müller am meisten. Jakob Müller Konditorei. Abgeblättert bis zur Unleserlichkeit. Früher …
Ich bin zum Schreiben zurück gekehrt.
Ich bin zum Schreiben zurück gekehrt. Aber meine Rückkehr gleicht keinem triumphalen Einmarsch in die Stadt, kein mit breiter Brust stolzieren durch das Paradentor. Kein Konfetti-Jubel. Keinen Luftschlangenschwarm, der sich tausendfach um die Sonnenstrahlen windet. Nein. Ich habe mich zurück geschlichen. Habe es dem alten Bock nachgemacht, der nach Jahren der Flucht sich wieder in …
Weimar, ein Freitag Nachmittag im August.
Ohne weiteres Indiz, als das der Parkposition, ging ich davon aus, dass der Bus vom Bahnhof Richtung Zentrum fahren würde. Tat er jedoch nicht und ich stieg bei der nächsten Station hastig mitten in einem Wohngebiet aus. Zwischen Burgähnlichen Häusern aus der Mittelalterzeit und einem sanft-hügeligen Wäldchen, durch das ein Fluß plätscherte.Später stellte sich heraus, …
Von Leipzig nach Weimar. Ein Donnerstag im August.
›Ich bin auch gar nicht da,‹ entschuldigt sich die Verkäuferin, als sie sich zwischen mir und das Bücherregal schiebt, weil sie ein paar Hardcover unten in die Schublade verstauen möchte, während ich drei Taschenbücher von Benedict Wells in den Händen halte und überlege, welches ich als erstes kaufen möchte.Sie ist mir schon drei Minuten zuvor …
Frühlingserwachen
Anfang April in Reudnitz, Leipzig. Gegen Nachmittag. Über den Frühlingstag hat sich ein ausgewaschenes Weiß gelegt, gegen das die Latino-Beats aus der JBL-Bluetooth-Box unverdrossen akustische Farbtupfer feuert.Havana in Reudnitz. Aber die Sonne hat Kuba nicht verlassen. Drei Jungs, Anfang Zwanzig, sitzen um einen kleinen Kugelgrill ohne Deckel. Der eine, lässig den Schirm seiner Truckerkäppi in …
Strandgut Donaukanal
Wien. Unten am Donaukanal. Sommer 2011. Heute sind aufgeschüttete Sandstrände auf Parkdecks oder an Ufern städtischer Gewässer keine Seltenheit mehr, aber damals lag in dieser Idee noch einen Reiz des Aufbruchs inne. Als Echo unseres WM-Sommermärchens, der guten Stimmung, die rüber in die nächsten Jahre getragen wurde. Und folgerichtig schwappte dieses Konzept mit ein wenig …
Café Maître
Scherenschnitte auf Weiß. Grüngraues Passepartout, schmaler, heller Holzrahmen. Dargestellt im geschnittenen Schwarz: Kellner:innen. Natürlich. Ich sitze im Café Maître. Allerdings mehr männliche Bedienstete. Alle im Frack, bis auf einen, der serviert im Hoodie.Ich mag das Maître. Die Zwischenwände aus Glas und weißem Holz im Jugendstil. Grauer Stuck. Die dunkelrot gestrichene Wand. Ein staubig-schmutziges Dunkelrot. Unregelmäßig …
Bierkneipe Goldhopfen
Goldhopfen. Leipzig, Kolonnadenstraße. Irgendwann Abends. Wand-Grafitto in schwarz-weiß. Ein Gesicht, bis unter die Decke.Schlaffer Blick, gebeugt von den Enttäuschungen des Alltags, verbrannt vom den Gängeleien des Vorgesetzten.Ein Bart aus Asche.Seine Haut, betonporig.Du Working Class-Hero aus den Burbs der Black Community.Im Hintergrund fehlen Maisfelder oder Autowerkstätten.Das würde passen.Stattdessen nur blanker Putz.Blank, wie er selbst am Monatsende.Seine …
Audiospur: Paris
Für einen ehemaligen Food-Blog entwarf ich die Kategorie „Schlemmercast“ – einen Spoken Words-Beitrag. Quasi, einen Mini-Podcast. Leider gab es nur diese eine Folge, weil ich kurz danach den Blog aus persönlichen Gründen schloss.