›Große Töne, kleine Schritte! Wie ist das denn jetzt, ein Chronist sein zu wollen?‹, geht es mir durch den Kopf. Ich blinzele verunsichert. Die Sonne hängt so tief vorm eigenen Gesicht, als würde ich in einem Verhör sitzen.Der Weg am Circus Maximus vorbei zieht sich. Unten auf der Fläche werden Pferde zu Showzwecken durch die …
Zugfahrt nach Italien. Die letzten warmen Sommertage.
›Beinahe verpasst‹ wäre dramatisierend. Aber ich musste mich dann doch noch einmal vergegenwärtigen, mich zu sputen. Die Türen schließen eine Minute vor Abfahrt. Bin ich so nicht gewohnt von Deutschland. Ebenso ungewohnt ist aber auch das gesamte Stationssystem des FRECCIAROSSA. Zumindest in Bologna, wo ich aus meinen Bummel-EC aus München in den krebsroten italienischen Schnellzug …
Eberbach, Odenwald. Freitag Nachmittag im Sommer.
Am nächsten Tag trifft mich das Elend mit voller Wucht. Die Obere Badstraße in Eberbach. In diesem Altstadtgässchen im hinteren Neckartal hat die Zeit aufgegeben und sich aus dem Staub gemacht. Zurück blieben Leerstand, Verfall und ausgeblichene Ladenschilder.Persönlich trifft mich das Werbeschild vom Café Müller am meisten. Jakob Müller Konditorei. Abgeblättert bis zur Unleserlichkeit. Früher …
Café Maître
Scherenschnitte auf Weiß. Grüngraues Passepartout, schmaler, heller Holzrahmen. Dargestellt im geschnittenen Schwarz: Kellner:innen. Natürlich. Ich sitze im Café Maître. Allerdings mehr männliche Bedienstete. Alle im Frack, bis auf einen, der serviert im Hoodie.Ich mag das Maître. Die Zwischenwände aus Glas und weißem Holz im Jugendstil. Grauer Stuck. Die dunkelrot gestrichene Wand. Ein staubig-schmutziges Dunkelrot. Unregelmäßig …
Ein italienischer Sommer
Es ist einer der Abende, an denen man einfach nur nach Hause will. Aber dann stellt sich exakt der Mensch einem in den Weg, der es auch schon zu Schulzeiten auf dem Pausenhof stets gemacht hat. Doch diesmal langt kein Schokoriegel, um sich wieder freikaufen zu können. Diesmal muss man sich der Übermacht stellen und …
Die Monroe im Atombunker
»Ich will nicht in dieses betreute Wohnen, niemals,« brülle ich Sascha durch den Hörer an, als wir dann doch einmal zusammen telefonieren. »Es ist ja nicht einmal die Angst vor den anderen Menschen, es ist die erbärmliche Ohnmacht jemand anderem ausgeliefert zu sein. Wie ein Nackter auf dem Seziertisch. Ein lebender Nackter!«
Curry in Kenia
Es ist das eigentliche Abenteuer ihrer Wochenenden: Wenn Pia und Mika Sonntags die geheimnisvolle Zeitung vor ihrer Tür finden. Sie wissen nicht, wer sie dort immer hinlegt, aber jeden Sonntag ist es ein Exemplar aus einem anderen Teil der Welt. Und jeden Sonntag tun die beiden so, als ob sie in eben jenem fremden Land …
Die schwarze Katze im Bistro ›Blanc Mignon‹
Die Lieblichkeit des bezaubernden Pariser Bistros täuscht. Ich bin hier für ein finales, alles entscheidendes Gespräch mit meiner Verflossenen. Einmal noch für den großen Rundumschlag. Denn manche Wunden sitzen tief und Genugtuung ist nicht selten das einzige Heilmittel – serviert am Besten mit einer Auswahl hervorragender Käsesorten. Raffiniert, bissig, köstlich.