Als erstes beeindruckt die enorme Raumhöhe. Fünf Meter, vielleicht sogar sechs. Könnte man auch instant als Showroom für Kleinflugzeuge nutzen.Hohe Fenster, unverputzte Betonwände, schwarz gestrichene Decke. Schwarz gestrichene Rohre an der Decke. Das Interieur aus Holz und Stahl. Industrial Style direkt neben dem Leipziger Grassi Museum, so ist das Franz Morish. Dazu selbst gebackener Kuchen, …
Rom, Montag Abend. Der letzte Tag meines Aufenthaltes.
Rom, es regnet. Die U-Bahnen streiken. Busse fahren auch nicht so wirklich. Nur mit einem Umweg von einer Dreiviertel Stunde schaffe ich es mit dem Zug von Tirbutina nach Termini. Eigentlich zwei Stationen direkt nebeneinander, aber Rom ist groß. Unsere Zivilisation ist schneller gewachsen, als Romulus und Remus beim Hochziehen der ersten Mauer das überblicken …
Freitag Abend. Rom. Erstes Septemberwochenende. Ein Kuss bringt mich plötzlich um.
›Große Töne, kleine Schritte! Wie ist das denn jetzt, ein Chronist sein zu wollen?‹, geht es mir durch den Kopf. Ich blinzele verunsichert. Die Sonne hängt so tief vorm eigenen Gesicht, als würde ich in einem Verhör sitzen.Der Weg am Circus Maximus vorbei zieht sich. Unten auf der Fläche werden Pferde zu Showzwecken durch die …
Zugfahrt nach Italien. Die letzten warmen Sommertage.
›Beinahe verpasst‹ wäre dramatisierend. Aber ich musste mich dann doch noch einmal vergegenwärtigen, mich zu sputen. Die Türen schließen eine Minute vor Abfahrt. Bin ich so nicht gewohnt von Deutschland. Ebenso ungewohnt ist aber auch das gesamte Stationssystem des FRECCIAROSSA. Zumindest in Bologna, wo ich aus meinen Bummel-EC aus München in den krebsroten italienischen Schnellzug …
Eberbach, Odenwald. Freitag Nachmittag im Sommer.
Am nächsten Tag trifft mich das Elend mit voller Wucht. Die Obere Badstraße in Eberbach. In diesem Altstadtgässchen im hinteren Neckartal hat die Zeit aufgegeben und sich aus dem Staub gemacht. Zurück blieben Leerstand, Verfall und ausgeblichene Ladenschilder.Persönlich trifft mich das Werbeschild vom Café Müller am meisten. Jakob Müller Konditorei. Abgeblättert bis zur Unleserlichkeit. Früher …
Heidelberg, Altstadt. Pizzeria ›La Bruschetta da Pasquale‹. Ein Donnerstag Sommer. Aber die Jahreszeit tut nichts zur Sache.
Beide Räume wirken, als hätte sich vor 40 Jahren hier eine Plattensammlung voll Mi Amore Italo-Schlager-Schnulzen über die Wänden ergossen. Jeder Zentimeter zugekleistert mit Vintage-Flohmarkt-Tünnef aus Emotionen, Erinnerungen, Träumereien und Altherrenwitzchen. Postkarten, Fotografien, Neapelflair, Karikaturen, Autogrammkarten. Adriano Celentano, Silvio Di Lauro, Gloria, Volare, Umberto Tozzis Ti aaaamo, Io sono, ti aaaamo. Dazu Hollywoodstars und die …
Ich bin zum Schreiben zurück gekehrt.
Ich bin zum Schreiben zurück gekehrt. Aber meine Rückkehr gleicht keinem triumphalen Einmarsch in die Stadt, kein mit breiter Brust stolzieren durch das Paradentor. Kein Konfetti-Jubel. Keinen Luftschlangenschwarm, der sich tausendfach um die Sonnenstrahlen windet. Nein. Ich habe mich zurück geschlichen. Habe es dem alten Bock nachgemacht, der nach Jahren der Flucht sich wieder in …
Weimar, ein Freitag Nachmittag im August.
Ohne weiteres Indiz, als das der Parkposition, ging ich davon aus, dass der Bus vom Bahnhof Richtung Zentrum fahren würde. Tat er jedoch nicht und ich stieg bei der nächsten Station hastig mitten in einem Wohngebiet aus. Zwischen Burgähnlichen Häusern aus der Mittelalterzeit und einem sanft-hügeligen Wäldchen, durch das ein Fluß plätscherte.Später stellte sich heraus, …
Von Leipzig nach Weimar. Ein Donnerstag im August.
›Ich bin auch gar nicht da,‹ entschuldigt sich die Verkäuferin, als sie sich zwischen mir und das Bücherregal schiebt, weil sie ein paar Hardcover unten in die Schublade verstauen möchte, während ich drei Taschenbücher von Benedict Wells in den Händen halte und überlege, welches ich als erstes kaufen möchte.Sie ist mir schon drei Minuten zuvor …